immer wieder mal erreichen mich Anfragen bezüglich einer Langzeiterziehung.
Meist sind damit Zeiträume von 8-48 Stunden gemeint.
Ich möchte hier jetzt nicht das Problem der Kosten für solch einen langen Aufenthalt in den Mittelpunkt der Diskussion stellen.
(Stellt euch einfach mal vor, solch ein langer Zeitraum würde ähnlich viel kosten wie eine 2 Stunden Session).
Mir geht es um etwas anderes:
Die Phantasien derjenigen, die solch ein Langzeitspiel erleben wolllen, sind meist dermaßen unrealistisch, daß eine praktische Umsetzung im Deasaster enden muß.
Wir alle wissen, daß in der Phantasie (fast) alles machbar, erträglich, und vor allen Dingen geil ist.

In der Phantasie liegt man(n) über Stunden unbequem gefesselt im Vakuumgummisack, wird stundenlang mit verschiedensten Instrumenten gefoltert und ist eigentlich dabei die ganze Zeit dauergeil.
Und die Realität?
Da schlafen doch nach relativ kurzer Zeitspanne die Hände ein.
Die Stellung, in der man gefesselt wurde, ist dann aber doch unbequem.
Die Erregung ist nicht über einen Zeitraum von 8 Stunden aufrecht zu erhalten.
Aus dem Gummisack möchte man nach 4 Stunden auch mal raus, weil die eigene NS, in der man liegt, nicht mehr erregend, sondern nur noch kalt ist.
Außerdem hat man Hunger, muß auf Klo, könnte mit seiner Zeit auch was Besseres anfangen, als sinnlos herumzuliegen....
Langzeiterziehung bedeutet eben nicht, "langzeitdauergeil" zu sein.
Langzeiterziehung ist Grenzerfahrung jenseits von Geilheit!
Es geht um physische und psychische Gratwanderungen!
Um ein Erkennen des eigenen ICH und des eigenen SEINS!
Um sich auf solch ein Experiment wirklich einzulassen, muß man einiges investieren (ich rede wieder nicht von Geld):
Man muß sich aufmachen. In die Seele schauen lassen wollen und - ganz wichtig - Zeit investieren.
Nämlich Zeit in die Vorbereitung einer solchen Erfahrung. Und diese Vorbereitungszeit ist natürlich nicht besonders geil.
Spätestens wenn ich den Langzeitwunschgästen sage, daß sie bitte zu einem unverbindlichen Vorgespräch erscheinen sollen, um über Phantasie, Realität und Machbarkeit zu reden (wie ungeil), schwindet das Interesse rapide.
Ich finde das unglaublich schade.
Es scheint, als ob in unserer schnelllebigen, konsumorientierten Welt solch Inszenierungen keinen Platz mehr haben.
Die Menschen suchen den schnellen Kick, statt der mühsamen, langwierigen, aber unglaublich spannenden Erfahrung, sich auf sich selbst einzulassen.
Ich habe sowohl aktiv wie auch passiv bereits solche Grenzerfahrungen machen dürfen.
Solch Erfahrungen sind etwas sehr Besonderes und sicherlich nicht ständig wiederholbar.
Und gerade darum sind sie so wertvoll.
Just my 2cts,
LadyTanja