SM-erfahren hat geschrieben: ↑Di, 20.Feb 2024, 19:03
@ Domhunter
Ja gut, wenn man den Leuten ständig vor Augen hält , das man eh zu wenige sind, wird man auch nicht mehr ! Damit schafft man eine Stimmung aus Resignation (und ich habe dir das nicht persönlich unterstellt! ) Realismus ist das was passiert, da brauch ich nicht drüber reden ! Und wenn man hingegen den Leuten Mut macht zu kommen, dann werden es mehr ! Oder meinst du Bauern z.B. sind auch so resigniert vorgegangen, die waren auch nur so viele, weil sie ALLE mit Selbstbewusstsein vorgegangen sind !
Einen kleinen Unterschied gibt es zwischen Bauernprotesten und Demonstrationen von Sexarbeiterinnen/Sexarbeitern und deren Kunden/Kundinnen. Landwirt ist in weiten Teilen der Bevölkerung kein stigmatisierter Beruf. Landwirtschaftskunde zu sein schon garnicht, schließlich isst jeder etwas.
Bei der Sexarbeit sieht es anders aus. Mein persönlicher Eindruck ist, dass es sich zwar mal eine Zeit lang etwas gelockert hatte. Aber inzwischen hat der Narrativ Prositution=Vergewaltigung, Prostituierte sind Opfer und wenn sie es nicht "einsehen", dann weil sie unter dem Stockholm-Syndrom leiden (ja ich weiß, dass das Konzept des Stockholm-Syndroms umstritten ist, da es sich nicht empirisch nachweisen ließ).
In sofern verstehe ich auch jede/jeden, der nicht mitmacht aus Angst ums eigene Ansehen.
Auch der Organisationsgrad ist schlechter, als bei den Bauern. Zum Vergleich, der Bayerische Bauernverband hat ca. 140 000 Mitglieder, der BeSD laut Homepage ca. 600 (Stand 2021).
Wobei es unwahrscheinlich erscheint, dass es, selbst bei hohem Organisationsgrad, auch nur annähernd so viele Mitglieder werden könnten, wie in den Bauernverbänden. Stand 2023 waren in Deutschland ca. 28 300 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter gemeldet, vor Corona in der Größenordnung von 40 400. Schätzungen über die Zahl inklusive nicht gemeldeter stammen aus der Zeit vor Corona und differieren weit. Die fachlich einigermaßen fundierten kommen, je nach Ansatz, auf Zahlen zwischen 60 000 und 90 000. Selbst wenn man die, wenig fundierte, Schätzung von Frau Bär mit 250 000 heranzieht, müsste mehr als die Hälfte organisiert sein, um nur die Mitgliederzahl des Bayerischen Bauernverbands zu erreichen.
Da der Pool der potentiellen Teilnehmer kleiner ist, wäre es unrealistisch zu glauben, dass die Proteste den Umfang der Bauernproteste erreichen könnten.
Trotzdem, auch eine Demo mit sagen wir mal 2 000 Teilnehmern wäre eine starkes Zeichen. Die ließe sich nicht einfach ignorieren. Die Demo kann ein Erfolg werden.
SM-erfahren hat geschrieben: ↑Di, 20.Feb 2024, 19:03
Ich glaube wir sind die einzige Gemeinschaft die sich scheinbar selbst klein macht, das mag bei einer Session, passen, aber nicht wenn es darum geht für seine Rechte zu kämpfen !
Oder meinst du die Sexarbeitsgegner sind eine Mehrheit ? Das sind die auch NICHT ! aber die haben vermutlich leider das was uns fehlt, mehr Kampfgeist !
Das hat nichts mit klein machen zu tun. Es genügt die nüchternen Zahlen anzuschauen.
In einem Punkt gebe ich dir allerdings recht. Nach allen Umfragen, die ich gefunden habe, sind die Gegner der Sexarbeit nicht in der Mehrheit. Je nachdem, wie die Frage ausformuliert ist, differieren die Werte leicht, die Grundtendenz ist aber immer gleich (Quellen z.B.
IDEA-2023,
Spleindid im Auftrag von Erobella 2022).
Selbst in einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Alice Schwarzer Stiftung sind die Zahlen nicht substantiell anders. Dort sind 52% gegen ein Verbot der Prostitution, 18% dafür (
Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag Alice Schwarzer Stiftung 2020). Interessant ist aber, dass in dieser Umfrage viele Fakteninformationen als Meinung abgefragt und bei entsprechender Mehrheit in der Umfrage als Tatsache dargestellt wurden. Das ist etwa so, also würde man fragen, ob der Himmel blau oder olivgrün ist und dann sagen würde, er muss olivgrün sein, denn ein Großteil der Bevölkerung glaubt das.
Auf jeden Fall sind die Gegner/innen definitiv in der Minderheit.