Hallo allerseits ... dann will ich mich auch mal wieder zu Wort melden.
*Ach nee DIE schon wieder ...*
Genau DIE!
Die Frage, die Tanja stellt, die auch in anderen Freds gestellt wird, in denen exzessiv über das Thema "Essen gehen oder nicht?" geschrieben wurde, betreffen mich persönlich sehr.
Ich bin - wie einige wohl wissen - seit ein paar Jahren in einem kleinen Rahmen, nebenberuflich als Domina tätig. Ich sage bewusst Domina, weil es keine private BDSM-Beziehungen sind (die habe ich auch, hat aber nichts damit zu tun), sondern einen geschäftlichen Aspekt haben. Sie unterscheiden sich insofern auch von einer privaten Beziehung, dass ich nicht die selben Ansprüche an mein Gegenüber stelle. Madame Zarah beschreibt das in ihrem Fred "Einblicke - Ausblicke" auf höchst amüsante und treffende Weise!
Wenn ich hier auch anfügen möchte, dass ich nicht unbedingt scharf auf einen Adonis wäre, wie sie ihn beschreibt, aber das ist ein Detail, das nichts zur Sache tut.
Es geht um die Frage, ob ich mit meinen Gästen gerne esen gehe, ob ich sie mag.
Eine Frage, die ich eigentlich in allen Fällen mit "JA" beantworten kann - jedenfalls bei Gästen, die ich regelmässig sehe. Ich kann das, weil ich meine Gäste im Vorfeld schon sehr genau abchecken und auswählen kann. Wie gesagt, ich lebe nicht vom Domina-Sein. Es ist ein gutschmeckendes Zubrot - mehr nicht. Da bin ich in einer privilegierten Position, das ist mir bewusst.
Und mit den Gästen, die ich mag und die mich mögen, kommt es öfter vor, dass wir nach der Session noch zusammen essen gehen.
Es ist keine Heuchelei, sondern ganz einfach ein angenehmer Abschluss von einem guten Erlebnis.
Natürlich kann man das nicht mit allen Gästen machen. Ich versuche herauszufinden, ob sie damit umgehen können und es schätzen oder eben nicht. Ich kann auch gut damit leben, wenn es nicht passt.
Von einem "Geschäftsessen" hat das Ganze dann eigentlich nichts. Geschäftsessen empfinde ich eher als Stress ... Nein, in dem Fall ist das Geschäft bereits abgeschlossen ...
Wie gesagt, das geht natürlich nur, wenn der Gast damit umgehen kann, dass ich dann eben auch eine Privatperson bin. Er muss die Fähigkeit haben, gewissermassen von Ebene zu Ebene zu switchen - von der BDSM-Ebene auf die Alltagsebene und es muss ein grosses Vertrauen da sein, dass die Diskretion auch in dem Fall immer gewahrt wird. Was mir erzählt wird, beim Essen, das bleibt bei mir und umgekehrt! Ich habe das Glück, dass ich bisher nur mit Leuten essen war, wo das prima geklappt hat.
Aber, wie gesagt, ich würde auch nicht mit allen essen gehen ...
Und das Essen muss auch nicht zwingend ein Geschenk sein. Es kann auch sein, dass ich meinen Teil selber bezahle.
Und, man kann dann in dem Moment wohl wirklich sagen, dass ich mein Gegenüber mag. Dass der Mensch mir sympatisch ist.
Wenn ich hauptberuflich als Domina tätig wäre, würde ich das vermutlich viel weniger tun. Es wäre wohl zu viel für mich. Ich denke, in dem Fall würde ich mich stärker abgrenzen. Und ich finde es nicht unbedingt fair, wenn man Voll-Profi-Dominas an den Karren fährt, weil sie da ganz strickt sind. Ich denke, das müssen sie sein. Ausnahmen bestätigen die Regel.
In meinem Hauptberuf ziehe ich auch eine Grenzlinie zwischen beruflichem und privatem und es würde mich stressen, wenn das berufliche allzusehr in mein Privatleben eingreifen würde.
So, wurde wiedermal ein ellenlanger Text ... Danke für die Aufmerksamkeit und einen schönen Frühlingsabend!
Annemarie