Lady-Tara hat geschrieben:
Warum muss dann eine "gute Domina" für euch auch echt veranlagt" sein?
Warum ist es Euch für diese Art des ausleben Eurer Neigung wichtig?
Warum Interesse an Neigungen und mehr von uns Dominas?
Wie ist dieser Widerspruch zu sehen, dass auf der einen Seite "echte" Dominanz auch gegeben sein soll, aber auf der anderen Seite der "reine Dienstleistungsgedanke bzw. Wunscherfüllung gebracht werden soll?
Ich glaube, dass du da nicht alle Gäste über einen Kamm scheren kannst, und dass die, die eine "reine" Dienstleistung wünschen (und sich dessen bewusst sind), oft nicht dieselben sind, für die die "echte Veranlagung" der Domina im Vordergrund steht.
Ich versuche es mal aus meiner eigenen Sicht als Switcherin "von unten" zu erklären: Ich mag Sessions mit Service-Tops, die meine Wünsche als Masochistin erfüllen. Da kann ich genau benennen: ich will dieses, jenes, und jetzt bitte noch ein bisschen von dem da;

, reicht. Und auch wenn ich es nicht so sehr im Detail steure und dem Aktiven schon grundsätzlich den Ablauf der Session überlasse, bleiben solche Spiele im Rahmen meiner Wohlfühlgrenzen - die sich durch einen Endorphinrausch verschieben mögen, aber ich kann jederzeit noch sagen, ja, geil, bitte mehr (oder, bitte aufhören, das wird zuviel). In diesem Headspace reicht es mir, wenn der Spass des Aktiven darin besteht, mir Spass zu bereiten, und idealerweise kickt uns die Aktion beide gleichermassen.
Sobald wir aber in Grenzbereiche gehen, in denen es für mich körperlich ernsthaft unangenehm wird, ziehe ich meine Lust nicht mehr direkt aus den physischen Reizen, die auf mich einwirken, sondern indirekt aus der Submission gegenüber dem Aktiven. Die ausgeführte Praktik ist dann für mich nicht mehr Selbstzweck, sondern wird zum Mittel der Machtdemonstration - und diese Macht (bzw. meine eigene Ohnmacht) ist es, die ich dann erotisiere. Und dieser indirekte Weg funktioniert für mich nur, wenn mein Top aus eigener Lust und eigenem Antrieb tut, was er tut. Denn wie soll ich "für jemanden" leiden, der mich bedient? Das ergibt für mich keinen Sinn.
Aus diesem Grund werde ich mich mit einem reinen Servicetop, der kein "inneres Raubtier" hat (und es mich auch spüren lässt), nur innerhalb meiner "Wohlfühlzone I" bewegen. Was weit ist, da ich ziemlich masochistisch bin, aber ich gehe eben nicht über gewisse Grenzen hinaus.
Diese "echte" Dominanz und das "Tier" in meinem Gegenüber sind nun für mich eine
notwendige Voraussetzung für grenzüberschreitende Aktionen (als Demonstrationen "echter" Hingabe meinerseits), aber keine
hinreichende. Dazu gehören ausserdem ein grosses Vertrauen zu meinem Gegenüber, in seine Fähigkeiten, Integrität, emotionale Kompetenz, ich muss wissen, dass ich vor und nach der Session als Mensch geschätzt werde und dem anderen wichtig bin. Ich brauche eine grosse gegenseitige Sympathie - ich möchte fast sagen, eine Form von Liebe. Weswegen diese "echte Hingabe" als Passive auch nicht zu meinem Studio-Servicerepertoire gehört - wenn "die Chemie" besonders gut stimmt, können sich in professionellen Sessions Anklänge davon ergeben, aber das lässt sich für mich nicht steuern oder gar buchen.
Meinen Masochismus kann ich also mit vielen Menschen mit Spass ausleben, in meiner Submission bin ich aber sehr selektiv - weswegen es mich umgekehrt grundsätzlich ehrt und rührt, wenn mir einer meiner Gäste solche Hingabe entgegenbringt. Diese Hingabe ist es wiederum, die dann mein eigenes "inneres Raubtier" zum klingen bringt, weil ich weiss, es ist bei meinem Gegenüber willkommen. Solange ich selbst im Service-Top-Modus bin, habe ich zwar Spass an der Sache, aber mein Raubtier schläft - das könnte ein Gast, dem es um den Erwerb einer Dienstleistung nach seinen Wünschen geht, gar nicht aushalten, und das muss er natürlich auch nicht. Ich lasse das Raubtier nicht von der Leine, wenn ich nicht weiss, es kann sich austoben - da das Wiedereinfangen eines unbefriedigten, immer noch hungrigen Tieres für mich emotional anstrengend und frustrierend ist, lasse ich es lieber schlafen.
Schwierig wird es meiner Meinung nach, wenn ein Gast in diese Grenzbereiche will, einen Hunger nach echter Unterwerfung und Dienen in sich spürt, gleichzeitig aber sehr konkrete Bilder im Kopf hat, wie dieses Dienen vonstatten gehen soll. Diesen Widerspruch versucht er dann aufzulösen, indem er nach den Vorlieben und der "echten Veranlagung" der Domina fragt und bohrt, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihn einerseits "echt" egoistisch fordern kann, das aber zufälligerweise ganz genau auf die Art, die sich der Passive vorstellt. Je spezieller die Phantasie, desto schwieriger, für diese Kombination die richtige Frau zu finden, und vermutlich wird der Gast immer wieder enttäuscht werden, weil es sicherlich vielen Frauen durchaus Spass macht, seinen Film umzusetzen, sie aber im Dienstleistungsmodus bleiben, weil der enge Rahmen ihrem Tier (so vorhanden) nicht genug Spielfläche bietet, und sie es deshalb lieber gleich ganz stecken lassen. Formal sind die Wünsche des Gastes also umgesetzt worden, aber der Hunger dahinter bleibt unbefriedigt. Ein Dilemma.