Der Nordberliner hat geschrieben:Wir werden alle älter und versetzt Euch doch mal in Euer gegenüber. Ein zwanzigjähriges Mädel hat mit Sicherheit keinen großen Spaß daran, nen alten Sack wie mich zu pisacken...
Och, wenn Du genug zahlst... *g*
Spaß beiseite. Bin aber auf Deiner Seite, was die Intention Deines Beitrages angeht. Jedoch: es gibt Typen über 70, die noch recht fidel aussehen und Studios besuchen. Why not? Peinlich ist es eher bei den eher jüngeren Männern, die sich als Enddreißiger seit 20 Jahren nur von Bier ernährt haben und Sport rein vom TV anschalten kennen. Glücklich ist die Domina, welche in der Lage ist Gäste ablehnen zu können. Was da teilweise in die Studios geht könnte auch gut versprengte Stämme aus Papua-Neuguinea, denen Kannibalismus nachgesagt wird, für eine Woche mit Nahrung versorgen.
Ja, der Jugendwahn, bevorzugt von schon eher senil anmutenden alten Ekelbrocken auserkoren, findet im Gang zu Dominastudios teilweise Befriedigung. Sicherlich spielt das Alter und die Erfahrung einer Frau nicht zwingend eine Rolle. Hatte auch schon Sessions mit ziemlich unerfahrenen Frauen um die 20. Diese funktionierten bei mir im Kopf aber nur als reine Gewalt- bzw. Zerstörungs-Sessions. Man nahm eben die jugendliche Energie und Power mit. Junge Dinger machen sich nicht so einen Kopf, was sie anrichten können, womit einem penetrantes neuzeitliches SSC-Geblubber ab und zu erspart blieb. Das war es dann aber auch schon.
Richtige Hingabe, Respekt und auch den spürbaren Wunsch, sich neben dem Körper auch in die Seele greifen zu lassen brachte ich persönlich nur Frauen entgegen, die mindestens gleichen Alters waren oder besser noch +x Jahre an Lebenserfahrung mit sich führten. Dies hängt auch damit zusammen, dass man selbst gewisse Ansprüche besitzt und einfach spüren möchte, dass dieser Anspruch erwidert wird. Es mutet in meinen Augen einfach lächerlich an, wenn man als Vierzigjähriger einer Frau Mitte Zwanzig die Füße küsst und sie als Herrin tituliert. Spiel hin oder her. So viel Schwanzdenken geht einfach nicht. Man ist doch einfach schon viel weiter als besagte junge Frau. Diese kann einem intellektuell sicherlich überlegen sein, aber in Sachen BDSM-Erfahrung hinkt sie einem doch hoffnungslos hinterher. Ausnahmen mag es geben, ich habe sie aber nicht erlebt und werde sie auch nicht mehr erleben. Will es auch nicht mehr.
Hat auch etwas mit Moral zu tun. Als Mann ist man vor gewissen Verlockungen nie gefeit, sollte aber erkennen, dass es irgendwann Schluss ist mit dem Hinterherspringen nach jungen Damen. Bleibt aber jedem selbst überlassen. Für viele Männer ist es eben ein Hobby, sich damit zu brüsten und ihr Selbstwertgefühl aufzupolieren, sich mit "Frischfleisch" abgegeben zu haben.
Kann es aber nicht nachvollziehen, wenn sich Personen darüber beklagen, dass es an Nachwuchs fehlt. Den wird es immer geben. Gerade hier in Deutschland, dem Paradies für sadomasochistisch veranlagte Männer (und Frauen) mit seiner weltweit einzigartigen Infrastruktur an Studios, BDSM-Foren, Print- und Online-Lektüre. Wenn es ein Land gibt, in dem es immer wieder zahlreich vorhandene gut ausgebildete Dominas geben wird, dann doch wohl Deutschland.
Lästermäulern steht es frei auszuwandern. Sie werden kein Land finden, in denen es ihnen besser gehen wird. Wir jammern hier auf dem höchsten Niveau. Dass sich der BDSM und die Wünsche, sowie Sitten und Ansprüche verändern ist logisch. Jede Subkultur, nicht nur die des BDSM ist einem stetigen Wandel unterworfen und junge Dominas passen sich durch den wandelbaren Zeitgeist eben den gegebenen Umständen an. In 10 Jahren, da bin ich mir sicher, werden wir uns die Augen reiben, was denn alles angeboten werden wird, von dem wir bis dato noch nicht die geringste Ahnung besitzen. Das hat nichts mit Niveauverlust zu tun, sondern dem ständigen Wunsch der Gesellschaft sich zu verändern.
Liegt also nicht an den jungen Frauen, die scheinbar ausbleiben. Liegt an den alten Böcken, die mit den neuen Gegebenheiten nicht mehr klar kommen. Ist doch genauso wie mit der Musik. Der alte Kram der Sixties, Seventies oder Eighties wird eben nicht mehr von jedem gerne gehört. Die Musik wird moderner, stilübergreifender, aber nicht weniger anspruchsvoll. Und so ist es auch im BDSM-Zirkus, inklusive des gewerblichen Bereiches. Entweder man geht da mit, weitet seinen Horizont oder man sucht sich eben seine Nischen, die Damen, welche auf den alten Kack wie wir stehen.
Wird auch noch in 100 Jahren Frauen geben, die millimetergenau peitschen können, die jung sind und etwas auf dem Kasten haben werden. Kann diesen Thread also nur unter der Rubrik "wir haben keine Probleme, machen uns aber gerne selber welche" einordnen.
Gruß,
Steffen