rubberbastian hat geschrieben: ↑Mi, 31.Jul 2024, 10:07
Auch wenn ich mit den 300 so meine Probleme habe und die sind nun mal in manchen Regionen Standard, so sollte man zur Ehrenrettung der Damen bei solchen Rechnungen und Vergleichen doch beachten: Von den fiktiven Tageseinnahmen gehen sofort 250 -350 für Studiomiete ab und dann noch die liebe Vorsteuer, wenn ich mich nicht ganz irre. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Von 1200 bleiben erstmal sagen wir 900 und nach Abzug der Vorsteuer rund 750 EUR "Tagessatz".
Dass dann noch etwaige Aufwendungen wie Fahrtkosten, Übernachtung und Equipement abgehen ist selbstverständlich, auch dass dann noch Sozialabgaben und Einkommenssteuer fällig werden. Nur das ist bei einer anderen freiberuflichen Tätigkeit auch nicht anders.
Übrigens, die 350 sind nicht so ganz aus der Welt gegriffen. Habe die Tage eine Anzeige auf GdS gesehen: 350/h und Mindestbuchungsdauer 1,5h.
Nur ein kleiner Hinweis, die Vorsteuer (ich nehme an, du meinst das sogenannte "Düsseldorfer Verfahren") kommt nicht überall zum Einsatz. Theoretisch ist es auch freiwillig, praktisch gibt es aber Regionen und Städte, die diese "Freiwilligkeit" mit Druck forcieren, indem sie androhen, die Steuerfahndung regelmäßig alle ein- bis zwei Wochen "Zur Kontrolle" vorbei zu schicken. In Köln erlebt, war nicht so dolle :-/
Insgesamt kann ich zu dem Thread ergänzen, dass es noch mehr Aufwendungen als die Fahrtkosten, die Studiomiete, etwaige Übernachtungen, unser Equipment, Spielzeug, Bekleidung etc. gibt. Zu den alltäglichen Kosten die wir alle haben, unabhängig davon ob wir Anbieterin oder Kunde sind, kommen für freiberufliche Personen hohen Krankenkassenbeiträge, ggfs. Berufshaftpflicht, eine irgendwie geartete Absicherung für das Alter wie zB. private Rentenversicherung, Werbekosten (die sind nicht zu verachten, wenn man die verschiedenen kostenpflichtigen Portale zusammen nimmt) usw. dazu. Darüber hinaus empfiehlt es sich, für mind. 3 Monate Geld auf dem Konto zu haben, falls es mal absolute Flaute ist, oder ein längerer Krankheitsfall eintritt (das empfiehlt sich natürlich für alle Freiberufler). Brauchen wir neue Bilder, weil uns sonst nachgesagt wird, dass sie veraltet oder irreführend sind, und möchten diese professionell machen lassen, kann das inkl. Makeup und Styling 500-1000 Euro kosten (je nach professionellem Fotografen und dessen Bekanntheitsgrad), und wenn es nach unserer Kundschaft ginge, sollten wir das ein bis zweimal im Jahr machen, am liebsten öfter. Je nach Location in der wir arbeiten, möchten die Studiobesitzer*innen auch noch etwas dafür, falls die Fotos in ihrem Studio entstehen. Von den Damen wird auch oft Makellosigkeit erwartet, und das geht ins Geld. Da sprechen wir auch noch nicht mal von hübschen neuen Brüsten, einem neuen Näschen etc. sondern von regelmäßigen Friseurbesuchen, Nagelstudio, Pediküre, Kosmetikerin (Lashextensions, Augenbrauen, vielleicht ein bisschen unauffällig Hyaluron oder Botox hier und da, ein bisschen fülligere Lippen) das Gym (man muss ja fit und straff bleiben, nech?) usw. Es gibt nur ein paar wenige andere Berufe, bei denen die Optik des ganzen Körpers so kostspielig gepflegt werden muss, weil die Kundschaft das gerne so hätte, und das sind dann halt auch Ausgaben, die einfach zum Job gehören und von den Einnahmen abgehen.
Steuerberater, Pflege der Homepage (wenn man selbst es nicht kann oder keine Zeit hat), vielleicht sogar eine Assistenz, das sind auch noch optionale Ausgaben.
Je nachdem in welcher Region man Dienstleistungen anbietet, sind auch die Preise der von uns selbst in Anspruch genommenen Dienstleistungen in die Höhe gegangen. Ich bin sicher, man bekommt in der Stadt München nur ein müdes Lächeln, wenn man eine Pediküre für 50€ suchen würde, oder einen Friseurtermin für unter 100€. Wenn wir nun mehr Aufwendungen haben, die direkt mit unserem Job zusammenhängen (nicht mit den allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten), dann schlägt sich das leider auch früher oder später auf den Preis unserer eigenen Dienstleistungen aus.
Ich sehe zur Zeit für mich persönlich noch keine Veranlassung mein eigenes Honorar anzuheben, mit dessen Höhe komme ich seit Jahren gut klar, aber ich lebe auch privat sehr auf dem Land und pendle nur zum Arbeiten in zwei große Städte. Meine Lebenshaltungskosten sind nicht ganz so hoch gegangen, wie bei anderen Kolleginnen, und ich habe ein paar der Dinge auch einfach gestrichen oder nutze sie nicht (Friseur zum Beispiel ;) ) Aber ich kann total nachvollziehen, wofür man sich entschiedet, wenn die eigene Maintenance spürbar teurer geworden ist, und man entweder dabei Abstriche machen muss, oder eben das Honorar etwas anheben.