TVPuppeClaire hat geschrieben: ↑Di, 09.Jun 2020, 19:27
..nur mal so ne Idee..
Warum setzen wir uns (statt zu versuchen den Vielen nicht leicht vermittelbaren Unterschiede zwischen PaySex und BDSM aufzuzeigen) nicht einfach dafür ein, das Pay-Sex (egal ob SM oder eben Paysex) eine neue Qualitative Dimension bekommt.
So schaffen wir zwar auch eine "Zweiklassen-Gesellschaft" aber eben eine die nicht "SM und "SEX" trennt, und die vielleicht weniger Ablehnung bei Politik und (uninformierter) Gesellschaft findet.
Z.B durch eine "Miindestgage" von € 150 pro Stunde für alle "Dienstleistungen" und einen Mindestbetrag von €100, egal wie kurz die die Dauer der Erbringung ist.
Ein "Quicky" von 15 Minuten kosten dann eben €100.
Und bestraft werden die, die zu wenig zahlen!
Das sollte für mehr Qualität in der Branche sorgen, denn wenn ich eine Dienstleistung nicht günstiger bekommen kann, dann suche ich nach der bestmöglichen Dienstleistung (erfahrung/Können der Dame, Aussehen, Ambiente) für mein Geld.
Ist natürlich eine Diskriminierung gegenüber DEN Frauen, die dann nicht mehr "nachgefragt" würden und den Kunden für die €100 (zu) viel Geld sind.
Führt aber sicherlich zu einem weitestgehenden Ausschluß von Zwangsprostitution und "Ostmigration", und würde denen, die im Geschäft verbleiben, eine auskömmlichere, sicherer Existenz bescheren und somit kein unbedingt "negatives Lebensmodell" sein.
Ich mag mich irren, den ich zähle noch zu denen, bei deren Lieblingsdamen sich "Berührbarkeit der Dame" darin ausdrückt, eine behandschuhte Hand oder Stiefel küssen zu dürfen. - Will sagen den eigentlichen "Paysex" habe ich als Kunde noch nicht kennengelernt (nur so kann für mich ich meine gelebte SM-Leidenschaft "moralisch" mit meiner gelebten nicht SM-Partnerschaft zu einer Frau verbinden. - Das gilt für mich und muss nicht für andere gelten...Jeder Jeck ist anders, wir die Kölner so treffend sagen)
Ich weiß aber durchaus um die nicht unerhebliche "Durchmischung" im SM Bereich, wo es ganz eindeutig eine Tendenz weg von "Klassisch" zum "Fetisch-Sex" gibt.
..ist meine Meinung zum Thema, die Diskurs anregen möge...
LG
Claire
Claire
Ja, einerseits kann ich deinen Gedankengang nachvollziehen. Andererseits befürchte ich, dass das zu kurz gesprungen ist. Beispiel: hochwertige Designerklamotten für tausende von Euro werden leider nicht zu hohen Löhnen genäht, sondern zu den bescheidenen Bedingungen wie auch die Billigklamotten bei den bekannten Ketten. Das bedeutet, dass es eben nichts bringt, einfach nur den Preis nach oben zu setzen, denn dieser wird in den entsprechenden Bereichen dankbar durch kriminelle oder raffgierige Elemente abgegriffen werden - ohne dass die Damen was davon haben (ich rede jetzt natürlich nicht über seriöse und sowieso bereits hochpreisige SM-Studios, in denen man aber durchaus den Eindruck gewinnt, dass der Staat selbst auf kriminelle Weise abkassiert).
Kriminellen Machenschaften kommt man nicht mit Verboten oder ähnlichem bei. Im Gegenteil. Jedes Verbot ist eine Förderungsmaßnahme für die organisierte Kriminalität (das lässt sich von der Prohibition bis zu den Drogenkriegen der USA verfolgen und beweisen - s. Don Winslow, der dazu sehr lesenswerte Bücher geschrieben hat).
Der organisierten Kriminalität kann man die Geschäftsgrundlage nur durch Legalisierung entziehen. Wer sich seine Drogen preiswert und unter zumutbaren Bedingungen beschaffen kann, muss weder Beschaffungskriminalität betreiben noch ist er ein potentiell ertragreiches Opfer für Kriminelle.
Dem steht gegenüber, dass man nicht aus diesem Grund zulassen kann, dass die Bevölkerung sich wahl- und grenzenlos zudröhnt - es ist also ein Balanceakt zwischen Legalisierung und Entzug der Geschäftsgrundlage einerseits und moralischem Anspruch auf Schutz andererseits.
Übertragen auf den Paysex bedeutet das, dass ein staatlich zugelassenes Bordell mit annehmbaren Arbeitsbedingungen und fairen Entlohnungen besser ist als illegales Dumping - es aber andererseits aber auch so bezahlbar bleiben muss, dass nicht ein nennenswerter Anteil der Freier lieber in illegale Angebote abtauchen (müssen, weil sie sich's sonst nicht leisten können?).
Denn diejenigen, die sich Preise von 100 Euro und mehr nicht leisten können, verspüren ja trotzdem nicht weniger Trieb. Und wenn wir mal von 100 Euro pro Aktion ausgehen, ist da noch sehr viel Spanne für organisierte Kriminalität sowie Einsparungs(bedürfnis / -notwendigkeit?) des Freiers.
Der Schlüssel ist deshalb meines Erachtens nicht der Preis allein, sondern die Arbeitsbedingungen sind das Hauptproblem. Solange "Prostituiertenschutz" gesellschaftlich als Aufbau möglichst großer Hürden wahrgenommen wird, leisten wir den tatsächlich Schutzbedürftigen einen Bärendienst. Treiben wir die Preise für legale Leistungen nach oben, erhöhen wir das Verdienstpotential für die Kriminalität. Wir müssten also dafür sorgen, dass einerseits staatlich geschützte Bereiche zur Ausübung der Prostitution entstehen, die sowohl eine faire Entlohnung aber auch eine Erschwinglichkeit für die große Mehrheit der Freier gewährleisten. Das ist ganz klar eine Zwickmühle (die aber auch z.B. im Bereich der Schwarzarbeit existiert). Man wird sich nie zu 100% für eine Richtung entscheiden könne, man muss eine für alle Beteiligten möglichst sinnvolle Balance finden.
Mit den völlig untauglichen Mitteln des Prostituiertenschutzgesetzes (in Wahrheit Prostitutionsbehinderungsgesetz) lässt sich das aber nicht erreichen - genausowenig wie mit einer Preiserhöhung und dem damit verbundenen elitären Ansatz.