Di, 24.Mär 2009, 10:47
von HERRISCHundJUNG
Jungs, lasst mich einwenig aufklären! User "renitent" hat (in meinen Augen) nichts Braunes geschrieben, er hat "lediglich".. wie soll man sagen... "klassisch deutsch" reagiert. Vielleicht etwa so, wie man es in Schulen eingebläut bekommt. (Er hat gar nichts rassistisches geschrieben, Domi ;-), kein Grund sich aufzuregen.. aber mal was anderes.. liest du eigentlich in jedem Thread mit, oder.. wie merkst du eigentlich IMMER, wenn ich irgendwo was schreibe? Geht bei dir ne rote Lampe an, ehm, ich war doch monatelang nicht da?)
Ich will dabei gar nicht in Abrede stellen, dass die braunen Verbrechen schrecklich waren (was Stalin meiner Familie angetan hat, darüber will ich jetzt gar nicht mal sprechen) und Hitler sich mit einem sehr zweifelhaften Ruhm bekleckert hat - aber mittlerweile, etliche Generationen später, lahmt Deutschland auf diesem Bein der Schuld noch immer und kultiviert einen Makel, der nahezu überlebt ist. Kein anderes Thema ist in diesem Land ist so stigmatisiert, wie dieses. Es wird niemals möglich sein, diese Verbrechen in vollem Ausmaß zu sühnen, aber es hilft auch nichts, statt aktiv etwas zu tun, jahrzehntelang mit Trauermienen herumzulaufen. Warum nicht für ein jüdisches Patenkind Verantwortung übernehmen? In Israel wird es durch diesen bekloppten Krieg genug Waisenkinder geben. Oder sind großäugige afrikanische Kids schon eher in Mode?
Ich bin in der Tat eine "Spätgeborene", oder... eine "Nachgeborene", wie Brecht "unsere" Generationen nennt. Es gibt von ihm übrigens ein sehr intensives Gedicht mit dem Titel "An die Nachgeborenen", sehr lesenswert und das gibts auch als Hörstück (youtube?). Der Unterschied zu den meisten von euch ist, dass ich dem Ausland geboren wurde und nun, verbal und seelisch nahezu in Deutschland integriert, dennoch einen anderen, unschuldigeren und unverbauten Blick auf diese und andere Angelegenheiten habe. Ich kann meine Eltern und Großeltern in nichts verdächtigen, kann ihnen nicht unterstellen ein Regime unterstützt zu haben, mit welchem wir uns heute nicht identifizieren. Ich kann den bescheuerten Krieg in Israel kritisieren (faktisch gesehen betreiben die Israelis den Genozid an der Minderheit der Palästinenser, die natürlich selbst nicht heilig sind. Aber trotzdem will ich fragen: Haben die Israelis nichts aus ihrer eigenen Geschichte gelernt??), ohne mich vorab von der Historie und Hysterie erschlagen zu lassen. Diese Last ist schwer und zwingt zu schweigen. Aber sie ruht auf den falschen Schultern und als Kind, da habe ich, undifferenziert wie ich war, die deutschen zornig beschuldigt für das, was meiner Familie angetan wurde - ja, nicht nur durch Stalin. Es sind so viele gestorben, damals.
Mittlerweile habe ich seit Jahren einen deutschen Freund und beschuldige die Nachgeborenen in nichts. Habe mich mit meinem kindlichen Zorn ausgesöhnt und unter den Deutschen viele Freunde gefunden. Es gibt keine Gründe für mich, weder heilig, noch scheinheilig zu sein. Deutschland muß in seiner Identität endlich auf die Beine kommen. Lernen, die Geschichte zu thematisieren, ohne sich davon lähmen zu lassen.
Off to new horizons we go..
Lady Karin
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