Yanus hat geschrieben: ↑Sa, 17.Mai 2025, 21:06
Wie soll ich es formulieren? Die Vorfreude bei Buchung der Session ist riesig. Nun kommt der Tag näher, und ernste Zweifel steigen auf. Ich nenne es "Hypochondrische Unruhe". Komme ich heile raus? Steckt man sich mit irgendwas Üblem (HIV, Syphilis und Freunde) an? Kommt es zum GAU in der Notaufnahme? => Irre, nicht? Nun, ich liebe durchaus die bizarre Variante, auch mit Körperkontakt - nur unnahbar ist mir zu wenig. Und meiner Favoritin erzähle ich auch immer von den Bedenken; bitte alles sauber mit den Toys usw. , was sie natürlich gerne bestätigt. Aber Schleimhäute vorwärts und rückwärts - kann sie ja auch im Detail nicht wissen. Mist also. Sind die Risiken bei Kontakt mit Bizarrladys real oder imaginiert? Und dann hat mir tatsächlich eine andere Dame erzählt, dass sie mal in einer Hitzesession im Latexcatsuit dehydriert und ohnmächtig wurde! Und dann hängst du da in den Seilen, Freitagabend ...Oder das: Nach Metallfesseln zwei Tage taube Fingerkuppe. Ging weg, alles gut; aber - man weiß ja nicht. Bislang war immer alles positiv und hat im Rückblick riesig Spaß gemacht, aber diese Sorgen nerven. Kennt ihr das auch??
Solche Gedanken und Sorgen sind nicht selten. Kommuniziere Deine Ängste vorab und wenn es Dich sicherer macht, könntest Du die folgenden Dinge in Betracht ziehen:
Bring Dein eigenes Spielzeug (sagen wir Rohrstöcke, Paddel, Klammern etc) mit. Das ist weder selten noch ungewöhnlich.
Hast Du kein eigenes Spielzeug, bitte die Dame der Wahl darum, das zu nutzende Spielzeug zu desinfizieren/reinigen,
bevor es zur Sache geht und ggfs mit Dir bereits im Raum. Das ist kein großer Aufwand und wenn es Dich sicherer macht, sehe ich nicht was dagegen sprechen sollte. Ich persönlich nehme weit überwiegend mein eigenes Equipment mit ins Studio, da weiß ich wie und wann es gereinigt wurde. Nutze ich Spielzeug das zum Studio gehört, reinige ich es vor und nach der Session, nur um sicher zu gehen. (Nicht nur Gäste sind u.U. Hygiene- und Kontrollfreaks ;) )
Alles was eingeführt werden kann (Plugs, Dildos, Hände etc) sollten sowieso entweder mit Kondom oder Handschuhen geschützt sein. Ich kenne bisher keine Kolleg*innen, die das nicht so handhaben, macht es doch auch für uns die Reinigung des Spielzeugs im Nachgang einfacher.
Legst Du wert auf Oralverkehr, dann ist ein Kondom (wenn es um Deinen Penis geht) ohnehin notwendig, möchtest Du lecken, bestehe auf Dental Dams (Lecktücher).
Grundsätzlich ist das Risiko sich bei Sexarbeitenden "was zu holen" nicht höher als bei one night stands oder anderen privaten Sexualkontakten, wenn man die Regeln des Safer Sex beachtet. Im Gegenteil. Der größte Teil der Sexarbeitenden lässt sich regelmäßiger testen als Privatpersonen, und achtet sehr auf die eigene Gesundheit, da sie buchstäblich unser Kapital ist.
Was andere potentielle Risiken (Dehydrierung, Nervenschäden, Verletzungen etc) angeht: BDSM kommt mit Risiken daher, dessen muss man sich einfach bewusst sein. Es gehört auch etwas Eigenverantwortung dazu. Auch da empfiehlt sich die offene Kommunikation vorab. Hat die Dame Erfahrung mit den gewünschten Techniken/Praktiken? Hast Du den Eindruck sie geht auf Deine Bedenken ein und weiß was zu tun ist, wenn etwas schief läuft?
Eine Dehydrierung im Latexcatsuit passiert zum Beispiel nicht von jetzt auf gleich. Dazu muss man das Ding schon etwas länger tragen und vorab wenig Flüßigkeit zu sich genommen haben. Das ist keine Sache von ein paar Minuten. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass man vorher klärt, zwischendurch mal etwas zu trinken zu bekommen. Ich wickle ja auch niemanden über mehrere Stunden in Folie ein, und lasse ihm dann keine Flüßigkeit zu kommen. Du schreibst von "Hitzesession", da ist das auch eines der in Kauf genommenen Risiken, die üblicherweise vor einer Session besprochen werden.
Taube Finger oder Hände nach Fesselungen (Seil, Metall etc) sollten nicht passieren, es kommt aber doch öfter vor als man denkt. Auch da - Eigenverantwortung gehört dazu. Sobald Du das Gefühl hast, dass etwas einschläft oder sich komisch anfühlt: Bescheid sagen, die Position wechseln, Druck oder Zug raus nehmen. Wenn Menschen so viele worst case Szenarien oder Bedenken im Kopf haben wie Du, dann rate ich wirklich von Sessions ab, bei denen Du nicht sprechen kannst. Man kann trotzdem aufregende Dinge tun (lassen), aber Du musst einfach die Möglichkeit haben zu sagen wenn etwas nicht mehr geht für Dich. Falls Knebel, Masken o.ä. ein relevanter Bestandteil von Sessions für Dich sind, dann solltet ihr eine andere Form der Kommunikation vorher absprechen. Ein nonverbales Zeichen dafür, dass irgendwas nicht stimmt, und Du sprechen willst zum Beispiel.
Also; mit einem Bewusstsein für die Risiken mancher Praktiken, unter Beachtung von Safer Sex und mit ausreichender Kommunikation bist Du höchstwahrscheinlich sicherer mit einer professionellen und erfahrenen Bizarrlady, als mit unerfahrenen Privatpersonen.