Di, 20.Mai 2008, 21:37
von Madame Zarah
Allem voran schicke ich einen freundlichen Gruß in diese Runde.
Vor langer, langer Zeit – oder war es auf die Jahre begrenzt doch nicht ganz so weit entfernt? – nun ja, vor dieser Zeit also, da gab es mal eine Domina, die hegte einen Traum, einen großen Traum.
Und wie das nun mal so ist, mit den Dominas, die da Müßiggänge nutzen, um verschmäht zu träumen – gedacht = gemacht.
Nun mag sich der ein oder andere Leser fragen: Huch, eine Domina die träumt? Was mag wohl deren Fantasie beflügeln?
- In diesem Falle war es der Gedankentanz von einem großen, wundervollen Dominastudio mit viel Fläche und diversen, unterschiedlich eingerichteten Spielräumen.
Des Einen Henkerssaal sollte des Anderen Glück in der TV-Suite bedeuten. Ein orientalisches Zimmer, ein klassischer Schulraum, Gummiwelt und SM-Tempel – an Nichts durfte es fehlen. Da wurden Kerkerecken errichtet, Verließ und Verhörzimmer in Gestaltung genommen. Ein Klinikum vollständig eingerichtet. Ein Outdoorbereich für "Besonderes" angeboten.
- Sprich ein Traum wurde durch viel Eifer, Fantasie, materiellen Einsatz und finanzieller Herausforderung geschaffen.
- Etliche Quadratmeter Gewerbe-PVC wurden verlegt. (Oder wie bitte soll Sauberkeit mit all den bizarren Gelüsten von NS, Speichel und „tropfender Erregung“ garantiert werden?)
- Es wurde Wandfarbe in den unterschiedlichsten Nuancen eingebunden, Fenster, Türen, und Fußleisten lackiert.
- Duschmöglichkeit und WC-Installationen eingebaut.
- Sprich – hier wurde ein wohliger Traum von einem Accessoire geprägten SM-Domizil verwirklicht.
- Ein Garten für bizarre Gelüste war geschaffen, lockte mit Größe und verschiedenster Blütenpracht
Doch gerade die "Größe" machte es von Nöten, dass weitere Damen die verschiedenen Spielräume mit viel Leidenschaft und Fantasie bespielten, um ihren SM-orientierten Gästen
etliche Möglichkeiten des „Auslebens ihrer Neigung" zu realisieren.
Und – ja, jetzt kommt der böse Satz – um Einnahmen zu erwirtschaften die auf jeden Fall Vermieter und Anbieter von Versicherungen, Strom, Wasser, Abwasser, Müllabfuhr und Telekom zufrieden stellen sollten.
– Sprich – es gab einen Traum der auch finanziell seinen Tribut forderte.
Obgleich die Initiatorin, und somit Dame des Hauses, diesen Hintergrund berücksichtigt hatte, schien Ihr erst später eine grundlegende Sache ins Bewusstsein zu gelangen:
So legte diese Dame immer wert darauf, dass alle Ladys in ihrem Domizil naturverwurzelte Leidenschaft für SM und deren Spielarten mitbrachten. Alle Damen dieses Studios sollten Freude für das SM-Spiel und Respekt für den Gast in Ihrem Inneren empfinden.
Dafür gab es keine Normwerte die besagten, wie alt, wie groß oder wie gut gebaut jede Einzelne sein musste.
Die Herrin des Studios hatte nicht an Katalogpüppchen gedacht, die auf Hochglanzfotos den perfekt in Szene gesetzten Bilderrahmenbody – das Püppchengesicht, die übermäßige Oberweite und das Zahnpastalächeln, zur Schau stellen.
Es gab keine Normen – keine Spielvorschriften – keinen Zwang Dinge an den Gast zu "verkaufen" die nicht gerne angeboten wurden.
Doch genau DAS wollten die Meisten. Eine perfekt aussehende Puppe in Lack, Latex oder Leder, die versucht dominant dreinzublicken um dann, mit einem vorgetäuschten Orgasmus, auf das Ende der bezahlten Stunde hinzuweisen, während ihr "SM,Liebhaber" die Tiefen ihres Schoßes mit der Zunge erkundet.
Viele Gäste wollen den "perfekten, gemieteten Body" wenigstens anfassen und die Option auf mehr Nähe vor Augen haben.
Unberührbarkeit galt bereits zu dieser Zeit als spröde, langweilig und oft nicht erwünscht.
So wurde bereits nach zwei Jahren ein Tempel der SM-Träume Aufgrund der Tatsache geschlossen, dass keine Dame in diesem Reich bereit war mit ihren Tabus zu brechen.
– Die Realität hatte aber gezeigt, dass der Wandel der Zeit mehr als nur Biegsamkeit sondern absolutes Verbiegen der Grundeinstellung zum SM gefordert hätte.
Und woher nun gerade ICH all DAS zu berichten weiß? – Nun, ich war die Domina mit dem großen Traum.
Mittlerweile betreibe ich mein Studio in einem kleineren Rahmen
Ich habe nur noch 3 Spielräume, deren finanziellen Kostenaufwand ich wundervoll in Eigendynamik und durch Spiele mit meinen Stammspielern „erwirtschafte".
Ich bin glücklich, da ich mir selbst treu geblieben bin.
Glücklich, da ich meinen Weg gehe.
Glücklich, obwohl ich , bedingt durch meine Tabus , das ein oder andere finanzielle Leckerchen ausgeschlagen habe.
Glücklich der Tatsache bewusst, dass ich trotz unberührbarer Dominanz wundervolle Stammspieler empfange.
Aber vielleicht, ja vielleicht bin ich manchmal auch ein wenig melancholisch, beim Gedanken an meine einstigen Traumstunden.
Und dabei behaupte ich weiterhin, dass eine fremde Zunge, die meinem Schoß zu spalten wagt, eine Intimität bedeutet, die intimer kaum sein kann. (Und sorry, auch auf etliche Anfragen von gewillten Herren – ein "VORNE AN" beim Lecken, welches weniger intim sein soll, gibt es für mich nicht.)
Ich biege mich, doch verbiege mich nicht.
An meiner Seite sind weiterhin Damen, (auch aus meiner Traumzeit) die meine Spielwelt mit Fantasie und Leidenschaft beleben und ihre Tabus selbst benennen dürfen.
Ich weiß mit Bestimmtheit, dass es auch gute und leidenschaftliche Dominas gibt, die sicherlich etwas berührbarer sind, auf Fotos all die Vorteile mitbringen, die einen Mann zum Wahnsinn treiben können und dabei ein weniger reifes Alter aufweisen, als ich. (Stand bei der Fragestellung aber nicht im Raum.)
Denn die Frage hieß:
Warum stirbt die UNBERÜHRBARE DOMINA aus, beziehungsweise weswegen sind solche Damen eher selten zu finden. – Dieser Frage galt es für mich mit meinem Posting nachzugehen.
Und bei all den Silbenklaubereien, die durch meinen Geist spuken, möchte ich mich Lady MacLaine und Lady Lotus anschließen, deren Stellungnahme meinen Ansatz in Weiten Zügen unterstreicht.
Weiterhin auf den Zauber einstiger Zeiten hoffen - wozu, wenn urplötzlich berührbare Damen von einem Spiel ins Nächste auf unberührbar umwandeln, nur da ein Gast mal gegen den Trend schwimmt.
(Denn Hand aufs Herz - Irgendwie Unberührbar - nun - auf Wunsch können Ladys scheinbar auf der Stelle transformieren.)
- Nur was bleibt dann noch der Dame, die wirklich diesen Intimitäten gegenüber nicht aufgeschlossen ist? - Der Restbestand? Ein finanzieller Überlebenskampf? - Oder scheint da der Ausstand in Ehren, aus der stetig wachsenden Profi -Liga der Dominas nicht viel erstrebenswerter?)
Die Zeiten ändern sich. – Die Wünsche wandeln sich. – Und der Schrei nach den guten alten Zeit? – Nun gelegentlich ist auch der noch zu hören.
So sei es! – Wie sei es? – So ist es!
Einen bunten Gruß hinterlässt >> Madame Zarah