Di, 30.Aug 2005, 23:58
von begbie27
Und jetzt versuche ich es einmal an Hand eines Beispieles, denn ich hatte kürzlich ein sehr intensives Erlebnis in dieser Art.
Vor mehreren Wochen besuchte ich eine Domina die mir bis dahin fremd war. Ich sagte zur ihr sie solle mich auf dem Strafbock fixieren und sich dann nur mit dem Rohrstock langsam vortasten bis die Tränen fließen. Keine Grenzen, kein Codewort!
Ich war ein wenig nervös, denn wir kannten uns nicht, bis zu dem Punkt wo es kein Zurück mehr gibt, dann wird man in der Regel erst ruhig.
Was folgte war ein sehr erotisches Wechselspiel aus Schmerz und Zärtlichkeit, welches sich immer mehr steigerte. Sie ging sehr einfühlsam vor und gab mir immer 5, 10 oder 15 Schläge. Danach streichelte sie mich über meinen Hintern, Schultern, über meinen Kopf. Flüsterte mir zärtlich in Ohr, küsste mich.
So ging das immer weiter, hin und her geschmissen zwischen zwei extremen Welten. Schon nach 10 Minuten konnte ich nur noch flüstern, kurze Zeit später mich nur noch durch leichte Kopfbewegungen verständigen. Die Schläge wurden härter und ich gab erste Schmerzenslaute von mir. Danach nimmt man die Streicheleinheiten umso intensiver auf. Hinzu kommt das Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefert sein. Man lässt los und fällt immer tiefer. Nach gut einer Stunde brach ich dann in Tränen aus, nicht im Schmerz sondern unter ihren zärtlichen Berührungen. Diese Berührungen können so intensiv werden, dass der ganze Körper darunter zu zittern beginnt.
Sie hielt mich noch eine Weile auf diesem Level, dann hörte sie auf.
Es war eine wunderschöne intensive Session, mit einem eigentlich niedrigen Schmerzlevel. Spuren von vielleicht 3 bis 4 Tagen.
Vor ein paar Tagen war ich wieder dort, wollte eigentlich genau das Gleiche wieder erleben.
Doch es war irgendwie anders, denn als ich mich auf den hinteren Vorsprung des Strafbocks setzte fühlte ich mich kein bisschen nervös, eher geborgen.
Als ich mich über den Bogen beugte, meine Arme nach vorne streckte, da schloss ich meine Augen, und auf einmal fühlte ich wie sich ein größer Mantel der Ruhe über mich ausbreitete und diese Ruhe fuhr in jede meiner Zellen. Schon wärend sie mich festband glitt ich weg.
Es war ungefähr wieder der gleiche Ablauf, doch so ungefähr nach einer Stunde passierte etwas was ich bis dahin noch nie erlebt hatte.
Von einer Sekunde zur anderen knipste es mir sämtliche Lichter. Ich hörte noch ein paar mal den Rohrstock als er auf meine Haut traf, verspürte aber keinen Schmerz mehr. Da ich keine Reaktion mehr zeigte hörte sie dann kurze Zeit später auf. Ich war unfähig etwas zu sagen oder mich zu bewegen und lang da wie ein nasser Sack. Ich spürte ihr Hand auf meinem Körper und war im Himmel. War im hier und jetzt, und gleichzeitig Lichtjahre weit entfernt. Schwerelos, gedankenlos, zeitlos, wunschlos, wie ein Blatt im Wind.
Sie band mich los und die Arme fielen wie Steine zu Boden. So lag ich bestimmt 10 Minuten da , ich hörte ihr Stimme verstand aber nicht was sie sagte.
Irgendwann kam ich wieder ein wenig zu mir und ich setzte mich wieder auf den hintern Vorsprung. Ich musste mich umsehen wo ich war, war total benebelt.
Ich stand auf und torkelte zu einem nahe stehenden Sofa auf welches ich mich fallen ließ und war total erschöpft. War ein wenig verstört, denn ich konnte mir nicht erklären was da geschehen ist. Brauchte noch sehr lange bis ich mich wieder etwas gesammelt hatte. Zuerst hatte ich den Verdacht ich sei in so etwas wie einen Zustand der Selbsthypnose verfallen den eine andere Erklärung konnte ich nicht finden.
Wir unterhielten uns noch eine Zeit lang und sie konnte es auch nicht erklären was da geschehen war.
Als ich mich dann wieder angezogen hatte und gehen wollte verspürte ich auf einmal ein Gefühl der Angst im mir, was ich ihr auch sagte und wir setzten uns noch einmal auf eine Zigarette. Danach verließ ich das Studio.
Ich traute mich nicht hinter das Steuer und beschloss noch ein wenig spazieren zu gehen. Es war spät nachts, und die ganze Umwelt wirkte bedrohlich auf mich. Typen, welche ich unter normalen Umständen nicht einmal wahrgenommen hätte machten mir Angst. Ich traute mich nicht einmal bei grün über die Strasse zu gehen. So irrte ich fasst eine Stunde durch die Stadt bis ich beschloss nach hause zu fahren. Jeder Fahrspurwechsel kostete mich mehrere Schulterblicks, und auf der Autobahn kroch ich hinter den LKWs her. Endlich zuhause angekommen ging ich gleich ins Bett.
Am nächsten Morgen war dieses Gefühl der Angst immer noch in mir und ich begann mir Sorgen zu machen. Hatte die Befürchtung, ich werde jetzt den Rest meines Lebens ängstlich um die Häuser schleichen. Den Zustand konnte ich mir immer noch nicht erklären und war damit überfordert, wusste nicht mehr weiter, brauchte fachmännischen bzw. fraulichen Rat.
Da kam mir Nala in den Sinn, die hier im Forum ja schon des Öfteren ihre Kenntnisse unter beweiß stellte. Ich beschloss sie anzurufen und ich erreichte sie auch.
Ich erklärte ihr meine Lage und sie meinte ich soll doch einmal erzählen was passierte. Ich erzählte ihr eine Kurzform des Erlebnisses und sie meinte „Gratulation, du hattest einen Endorphinritt“, was mir im ersten Moment auch nichts sagte, aber es hörte sich positiv an.
Sie erklärte mir, dass in gewissen Situation der Körper soviel Endorphin ausschütten kann, das es das ganze Nervensystem lahm legt. Ein Zustand, den manche SMler ein Leben lang hinterher rennen. Ein Vollrausch durch Körpereigene Substanzen.
Die Angstgefühle entstanden dadurch, das nach der Session meine Adrenalin sowie Endorphinspeicher leer waren, und das signalisierte dem Körper Angst da man falls man jetzt in eine Gefahrensituation kommen sollte, man nicht in der Lage ist gewisse Kräfte zu mobilisieren und mir bestimmten Zuständen klar zu kommen. Sie gab mir noch ein paar Ratschläge was ich jetzt tun solle und vergewisserte mir das sich das alles wieder normalisieren wird. Danach ging es mir besser. Gegen Abend war ich wieder der Alte.
Es ist wie ein gespannter Gummi, den man im Rückrad verspürt, und den man zu jeder Zeit durchschneiden kann, und die Wucht pusht einem nach vorne. Das gibt ein Gefühl der Sicherheit. Wenn man einmal fast einen Tag ohne diesem Gummi durch das Leben läuft, und er ist dann wieder da, dann ich dieses Gefühl um ein vielfaches stärker.
Das Gefühl der Angst ist vergessen und was bleibt ist die Erinnerung an ein wahnsinns Erlebnis. Bei so einer Begegnung verschmilzt man förmlich mit der anderen Person. Worte würden da nur noch stören, es ist ein Dialog der Sinne. Mir wurdedadurch bewusst, das ich schon öfter mit diesem Endorphin Bekanntschaft machte, aber mit dem Unterschied, dass es sich immer langsam einschlich.
Der Schmerzfaktor der letzten Begegnung war sehr gering, denn das Grande Finale stand ja eigentlich noch aus. Spuren waren fast nicht zu sehen.
Um Zum Thema zurückzukehren wie man dieses Gefühl beschreibt fällt mir eigentlich nur ein Zitat aus dem Film Trainspotting ein:
„Nimm ganz einfach den besten Orgasmus den du jemals hattest, multipliziere ihn mit tausend, und dann bist du noch nicht einmal nahe dran“
Begbie
PS: danke noch einmal auf diesem Weg an Nala, die mir an diesem Morgen wirklich sehr, geduldig und auch detailliert erklärte was da geschehen war.
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begbie27 am Mi, 31.Aug 2005, 06:03, insgesamt 1-mal geändert.