Di, 13.Aug 2024, 14:05
von inp
Habe in einem anderen Thread den Namen Karin Henschel gelesen. Karin Henschel. Ein Name wie ein D-Zug, in dem es nach Schweiß und kaltem Rauch riecht. Wunderbar.
Ganze, authentische Namen finde ich herrlich. Es ist natürlich klar, warum die so selten gewählt werden – wegen der Verwechslungsgefahr mit Personen, die diesen Namen tragen. Deswegen findet man zum Beispiel in Fetischkliniken oftmals Frau Dr. Vorname, und selten Frau Dr. Nachname. Ist doof, aber die Leute googeln ihre Ärzte, und es wäre ganz schlecht, wenn eine echte Frau Dr. Soundso pro Woche 20 Emails kriegt mit der Frage, ob sie nach Feierabend noch Schweinkram anbietet oder was.
Verständlich, aber schade: ich mag Nachnamen, alleine schon weil es mir im Traum nicht einfallen würde, eine Herrin zu duzen – und da passt es einfach, wenn es einen Nachnamen gibt und ich mich an Frau Richter, Frau Schneider oder Frau Marquardt wenden kann. Oder an Frau Schöngott oder Frau von Bergfeld, um zwei existierende Beispiele zu nennen: ich kenne weder Annabel Schöngott noch Patrizia von Bergfeld persönlich, aber was die gewählten Namen angeht: Respekt, die sind wirklich gut durchdacht. Vermutlich einzigartig, mit einer dramatischen Note, aber authentisch klingend – und sie schlagen den richtigen Ton an für eine Domina.
Viele Namen finde ich kitschig oder albern oder viel zu theatralisch, aber kritisieren will ich eigentlich niemanden, denn die Wahl eines Namens ist nicht leicht, und logischerweise wählen die Damen ihre Namen zu Beginn der Karriere – da trifft man sehr leicht Entscheidungen, die sich später als unüberlegt herausstellen. Es ist auch mehr als verständlich, wenn man dann zum Beispiel sagt “ich nehme ‘Lady Lana’, und fertig.”
Übrigens, “Lady” fand ich auch schon immer ein bisschen komisch, das hielt ich immer für so eine Art Plastiktitel – aber es entstammt einer Tradition: “Lady” war früher ein Codewort für Domina, als die Damen noch per Textanzeige in der Zeitung geworben haben. So hat sich das wohl etabliert, und es ist heute noch sehr gebräuchlich.
Aber bei einem Namen wie Karin Henschel fügt sich bei mir sofort ein ganzes Bild zusammen, von einem Erziehungsinstitut in einem kleinen brutalistischen Zweckbau, in dem es nach scharfen Putzmitteln riecht, mit Garten und hoher Mauer und fragwürdigen Methoden. Ein Traum.