So, 14.Jun 2009, 22:12
von tieflieger
Grundsätzlich sollte man möglichst ehrlich sein – sonst bringt es nichts. Andererseits wäre es vielleicht sinnvoll, mit solchen Themen solange zu warten, bis sich nach längerer Zeit eine Vertrauensbeziehung entwickelt hat.
Da Sexualität letztlich in JEDER Psychoanalyse früher oder später als Thema eine Rolle spielt, kannst du also entweder lügen oder bei der Wahrheit bleiben. Lügen wird als ungünstig für das Therapieergebnis angesehen.
Du kannst auch davon ausgehen, dass Theorien zur Sexualität und „Perversion“ in jeder analytischen Ausbildung eine Rolle spielen. Es gibt aber auch engstirnige Psychoanalytiker, die sich an die „orthodoxe Lehrmeinung“ klammern wie der Affe an den Baum – und die den Wandel in der gesellschaftlichen Lebenswelt nicht nachvollziehen (es sind halt auch nur Menschen).
Was die Diagnose angeht (und deren Auftauchen bei der Krankenkasse oder Versichertenkarte), da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Es gilt die (strafbewehrte) Schweigepflicht. Wenn du unter Depressionen oder Ängsten leidest, so tauchen diese Allerweltsprobleme eben bei der ICD-Verschlüsselung der Kassen auf.
Ein Grund mehr, mit dem „heißen“ Thema etwas zu warten, bis sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit etabliert hat.
ENTSCHEIDEND ist, sich den zukünftigen Therapeuten/Therapeutin vorher (im Rahmen der „probatorischen Sitzungen“) gut anzuschauen. Ich würde vermuten, dass männliche Therapeuten dem Thema „Perversion“ vielleicht etwas offener gegenüberstehen als weibliche (wie ja auch sexuelle Perversionen unter Männern verbreiteter sind). Wird aber letztlich immer vom Einzelfall abhängen.
Was als Ergebnis einer gelungenen Therapie passieren kann, ist, dass sadomasochistische Phantasien an Bedeutung verlieren, denn sie sind selber schon „Lösungen“ für Beziehungsfragen und -konflikte.
Der KERN jeder Psychoanalyse sind Fragen der Beziehungsgestaltungen und des Umgangs mit Konflikten. Innere (in der Phantasie) und äußere Beziehungen spielen also als Thema immer eine Rolle.
Und schließlich ist auch der KERN des SM eine sehr spezielle Beziehungsgestaltung zwischen Mann und Frau.
Da du dich im Grunde ja schon entschieden hast, gehe es doch richtig dosiert an, wenn du einen Therapeuten gefunden hast, bei dem die „Chemie“ stimmt. Schließlich willst du ja auch was erreichen, wenn du eine Therapie machst – und offenbar drängt es dich ja zur ehrlichen Mitteilung...
PS: Es gibt übrigens auch Therapeuten, die auf Sexualtherapie und Paartherapie spezialisiert sind.